Die Schweiz macht sich selbst schlecht

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Die Schweiz macht sich selbst schlecht

Beitragvon Dude » 27 Nov 2007 15:37

Mit Anti-Werbung in eigener Sache wollen die Eidgenossen Afrikaner von der Einwanderung abhalten. Ein vom Staat bezahlter TV-Film zeigt, dass die Schweiz kein Paradies ist - sondern ein gefährliches Land.
Von Frederic Huwendiek


Die Schweiz ist ein Land, das gerne mit seiner einzigartigen Natur und der schönen Bergwelt wirbt. Hier gibt es "die begehrtesten Skilehrer der Welt" und in Zürich "duftet es schon nach Weihnachten", wie das offizielle Onlineportal myswitzerland.com verrät. Die staatliche Agentur Schweiz Tourismus lässt sich viel einfallen, um Urlauber in die Alpenrepublik zu locken.

Als der junge Mann von seinem Studium erzählt, sieht man ihn um Almosen betteln. Als er von seinem Stadterkundungstrip schwärmt, hetzen ihn Polizisten durch die Straßen. Der Spot endet mit der Warnung: "Glaube nicht alles, was du hörst“. Die Botschaft der Anti-Werbung: Das vermeintliche Paradies Schweiz ist eine verregnete Hölle voller Gefahren - und kein erstrebenswerter Asyl-Ort.

Der Film ist Teil einer großangelegten Kampagne, die auch Radiowerbung, Plakate und Flugblätter umfasst. Verwirklicht wurde diese Anti-Werbung von der Internationalen Organisation für Migration, einer weltweiten Hilfsorganisation, die unter anderem Beobachterstatus bei der UN-Vollversammlung genießt.

Das Geld für das Flimmerwerk kommt vom staatlichen Schweizer Migrationsamt, das dem Justiz- und Polizeiministerium von Bundesrat Christoph Blocher unterstellt ist.

Eine ganz andere Schweiz wird jedoch in einem Fernsehspot des Schweizer Amts für Migration deutlich. Hier geht es nicht um Alpenpanorama, Heidi und edle Uhren, sondern um dunkle Seiten des Alltags: um Obdachlosigkeit und Verfolgung zum Beispiel.

Der knapp zweiminütige Film, aus der Staatskasse bezahlt, wurde jüngst in der Halbzeitpause des Fußball-Länderspiels Schweiz-Nigeria im nigerianischen Fernsehen gezeigt - und ist eine Offenbarung. Gezeigt wird ein Telefongespräch zwischen einem afrikanischen Migranten, der in der Schweiz lebt, und seinem daheimgebliebenen Vater. Während der Sohn sein neues Leben unter den Eidgenossen in schönsten Farben malt, werden seine Beschreibungen immer wieder mit drastischen Aufnahmen gegengeschnitten, die sein wirkliches Dasein in der Alpenrepublik illustrieren.

"Ich begrüße solche Aktionen voll und ganz“, erklärte der Justizminister gegenüber SonntagsBlick. "Wir müssen den Afrikanern aufzeigen, dass die Schweiz kein Paradies ist.“ Der Politiker der rechtspopulistischen Schweizer Volkspartei hatte 2006 mit seiner Äußerung, Afrikaner seien "faul“, für Kritik gesorgt. Blocher dementierte später diese Aussage.

Beim Schweizer Amt für Migration findet man nichts Schlimmes an dem Spot: "Das ist keine Schockkampagne“, betont Pressesprecher Jonas Montani im Gespräch mit sueddeutsche.de. "Wir wollen damit die lokale Bevölkerung für die Folgen illegaler Migration sensibilisieren.“ Montanis Aussagen zufolge laufe eine ähnliche Kampagne derzeit auch in Kamerun.

Die Aktion ziele, so der Mann vom Amt, insbesondere auf das große "Migrationspotential“, das durch "die schwierige wirtschaftliche und oftmals instabile politische Lage“ bedingt sei. Auch die Europäische Union beteilige sich "im kleinen Rahmen“ an diesem Projekt.

Für Bernd Mesovic von ProAsyl schießt man mit dieser Aktion, die nach SonntagsBlick-Informationen knapp eine halbe Million Franken kosten soll "mit Kanonen auf Spatzen". Der Menschrechtler verweist auf die geringe Zahl von bislang 236 nigerianischen Asylanträgen in diesem Jahr in der Schweiz. "Mit der Aktion hält man kaum jemanden von der illegalen Migration ab", so Mesovic. "Das ist eher ein therapeutisches Filmchen für die Schweizer Bürger." Für den Asylexperten handelt es sich um bloßen Aktionismus.

Die Schweiz hat die schärfsten Ausländer- und Asylregelungen Europas. Im September 2006 hatten sich in einem Doppelreferendum etwa 68 Prozent der Eidgenossen für eine Verschärfung der Gesetze ausgesprochen. Dies führte zu massiver Kritik von Menschrechtsorganisationen und der UN.

Für internationales Aufsehen hatte auch das Wahlplakat der SVP vom September 2007 geführt: Es zeigt, wie drei weiße Schafe ein schwarzes Schaf vom Schweizer Kreuz treiben.

Quallö: http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/208/144878/
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Beitragvon Para » 27 Nov 2007 16:53

was hier nicht gesagt wurde: die schweiz beteiligt sich nur an den kosten zum kleinen teil, hauptsächlich geplant und finanziert werden solche spots von der EU..
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Beitragvon Harbid » 27 Nov 2007 17:01

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Beitragvon Dude » 27 Nov 2007 19:12

Para hat geschrieben:was hier nicht gesagt wurde: die schweiz beteiligt sich nur an den kosten zum kleinen teil, hauptsächlich geplant und finanziert werden solche spots von der EU..


Ich hab leider schon bei dem ein oder anderen Bericht bei der Süddeutschen online Tendenzen zum Axel-Springer-Journalismus feststellen müssen. :-/

Es ist einfach schwer heutzutage noch gutes Personal zu finden. ^^


Harbid hat geschrieben:Die wahre Schweiz:

http://www.youtube.com/watch?v=FHG_T7x2t8g&NR=1


Ahja ^^ Schon älter aber saugeil , hat hier noch wer "Immer nie am Meer" geguckt? Lief vor einigen Monaten im Kino an. Auch mit Grissemann und Stermann.
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Beitragvon Harbid » 27 Nov 2007 20:28

Ich versteh nur nich wieso die Union die Finanzierung übernehmen sollte; von wegen Schweiz als nicht EU-Mitglied und daher auch Nicht-Einzahler.

Haste dazu irgend nen Text wieso das aus Gemeinschaftsmitteln bezahlt wird, Para?

Gruß

Harbid


Edit:

Nochmehr sorgfältiges recherchiertes, pädagogisch wertvolles Informationsmaterieal über die Schweiz:

http://www.youtube.com/watch?v=rNo_IfMINTk
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Beitragvon MagmaDemon » 27 Nov 2007 23:20

Ahh die Satiresendung aus Österreich die vor etlicher zeit mal gesendet wurde und etliche Schweizer verärgert hat, man war aber gespalten was man davon halten sollte, ich finds nur witzig ,etliche sachen sind ja auch wahr. :D
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Beitragvon Para » 27 Nov 2007 23:38

Ok korrektur meinerseits;

die EU unterstützt nicht genau diesen spot, jedoch einen ähnlich im kamerun wie unten geschrieben


Halbzeitpause im Fussballspiel Schweiz gegen Nigeria. Es ist Dienstagabend, 21.30 Uhr. Millionen Nigerianer, die ihrem Team vor den Bildschirmen die Daumen drücken, wissen noch nicht, dass ihre Mannschaft nach dem Abpfiff im fernen Zürich als Sieger vom Platz gehen wird. Dafür erfahren sie im Werbeblock, dass in der Schweiz nicht alles so schön ist, wie sie vielleicht meinen.

Die Schweiz – das Land, in dem Milch und Honig fliessen? «Glaubt nicht alles, was ihr hört», wird am Ende des TV-Spots eingeblendet, der auch jetzt noch im nigerianischen Fernsehen zur besten Sendezeit ausgestrahlt wird – im Auftrag der Eidgenossenschaft, wie SonntagsBlick-Recherchen zeigen.

Der Spot führt den Afrikanern drastisch vor Augen, was sie nach einer Flucht in die Schweiz im vermeintlichen Paradies erwarten können: ein Leben in Armut, ohne Perspektiven, ein Leben als Bettler oder Obdachlose.

Realisiert hat die Anti-Asylanten-Kampagne die Internationale Organisation für Migration (IOM) – «finanziert von der Schweizer Regierung», wie im Abspann des Spots zu lesen ist. Im Radio läuft die Kampagne ebenfalls. Auch werden im ganzen Land Flyer mit der Abschreck-Botschaft verteilt, geschmückt mit einem grossen Schweizer Kreuz.

Staatlich finanzierte Antiwerbung für die Schweiz – das ist ungewöhnlich. Normalerweise ist der Bund um jeden Preis bemüht, die Schweiz im Ausland ins beste Licht zu rücken. Dafür geben die staatliche Image-Agentur Präsenz Schweiz und Schweiz Tourismus jedes Jahr Millionen aus. In Afrika aber tut die Schweiz genau das Gegenteil.

«Wir haben die Verpflichtung, diesen Menschen aufzuzeigen, was eine Flucht für sie für Folgen haben kann», begründet Eduard Gnesa (55), Direktor des Bundesamts für Migration (BFM) die ungewöhnliche Aktion. Gnesa selbst hatte die Idee für die Schockkampagne: «Die Flüchtlinge sollen sich keine falschen Vorstellungen machen von der Schweiz.»

Grund für die Propaganda-Offensive, die aus dem ordentlichen Budget von Bundesrat Christoph Blochers Migrationsamt bezahlt wird und weniger als eine halbe Million Franken kosten soll, ist der wachsende Strom von Wirtschaftsflüchtlingen aus Afrika. Immigranten, die aus wirtschaftlicher Not in die Schweiz kommen wollen, um hier ihr Glück zu versuchen, haben keine Chance auf eine Aufenthaltsbewilligung. In den letzten Jahren wurden in der Schweiz rund 300 000 unqualifizierte Jobs abgebaut. Dank EU-Personenfreizügigkeits-Abkommen kann die Schweizer Wirtschaft auf ein Reservoir von über 200 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter zurückgreifen. Afrikaner werden hier als Arbeitskräfte kaum gebraucht. So bleibt ihnen in der Schweiz oft nur der Asylantrag und ein Leben ohne Arbeit. Davor will der Bund sie bewahren – auch um Kosten im Asylbereich zu sparen.

Ein weiterer Grund: Tausende afrikanischer Migranten ertrinken jedes Jahr auf ihrer Flucht im Mittelmeer. «Auch vor dieser Gefahr wollen wir sie warnen», sagt Amtsdirektor Gnesa. Mit der Anti-Migrations-Offensive nimmt die Schweiz eine Pionierrolle ein. Und weil kein europäisches Land für Asylanten attraktiv sein will, ist jetzt auch die EU auf die TV-Spots aufmerksam geworden. Die EU beteiligt sich bereits an einem ähnlichen Schweizer Projekt in Kamerun.

Wie erfolgreich die Kampagne ist, lässt sich noch nicht sagen. Von Januar bis Oktober zählte das BFM 246 Asylanträge von Nigerianern – 37 mehr als vor Jahresfrist. Aus Kamerun kamen 105 Flüchtlinge: 53 weniger als 2006.
Nächstes Jahr soll sich entscheiden, ob die Aktion weitergeführt wird. Im Moment diskutiert das BFM mit der Demokratischen Republik Kongo die Möglichkeit einer solchen Kampagne. Gnesa: «Ich kann mir gut vorstellen, diese Idee in weiteren afrikanischen Ländern zu starten
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Beitragvon Ecki » 28 Nov 2007 6:43

Wenn man über 50 Jahre lang Nazi-Gold behütet färbt das irgendwann ab.
wartet auf SWTOR :)
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Beitragvon Para » 28 Nov 2007 8:23

moment ecki, bitte nicht solche themen hier diskutieren, gehört nämlich nicht in das TGA forum solches zeugs...
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Beitragvon Reikan » 28 Nov 2007 8:59

Hat zufälligerweise jemand den besagten Spot irgendwo auf Youtube oder ähnlichen Portalen gefunden? Würde den gerne selber sehen um mir ein eigenes Bild zu machen, bevor ich gross darüber spreche.

Und wenn ich das richtig verstehe gibt es sogar zwei? Einer bezahlt durch die Schweiz und der andere durch die EU? Auch über einen Link zum zweiten wäre ich froh.
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Beitragvon atrias » 28 Nov 2007 9:23

Was ich aber generell nicht verstehe: Wie kann die Schweiz überhaupt ein Migrationsproblem haben?

Von wegen geographischer Lage und so...

Es sei denn, man fasst auch die Einwanderung deutscher Formel 1 Fahrer als problematisch auf :D

Ansonsten ists wie immer: Wems einfach zu gut geht, der redet sich halt irgendein problem herbei, sonst wärs ja nicht auszuhalten vor lauter Zufriedenheit.
"The most formidable weapon against errors of all kind is reason. I have never used any other, and I trust I never shall."

Thomas Paine, The Age of Reason (1792)
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Beitragvon Para » 28 Nov 2007 10:55

Der zweck des Filmes ist, dass man den Menschen sagen will, dass sie in der Schweiz und bald wahrscheinlich auch der EU, weil ja bald das Schengenabkommen mit der EU in kraft tritt, sie keine chance auf Asyl haben, da in nigeria keine zustände herrschen, welche zu asyl führen können.

Leider profitieren bei diesen menschen oft nur die schlepper, welche viel geld bekommen und es besteht ja ein grosses risiko bei überfahren nach italien etc etc, mit den überfüllten schiffen zu kentern.. deshalb ist hier wohl auch die Schweiz und EU auf aufklärung bemüht...
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